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Department of Computational Linguistics Phonetics

Sprachrhythmus und der Cocktailpartyeffekt

Projektbeschrieb:

Menschliche Hörer sind in der Regel sehr gut dazu in der Lage, das für sie nützliche Sprachsignal von störenden Hintergrundgeräuschen zu trennen (Cocktail-Party Effekt). In extremen Fällen, in denen genau zwei Sprecher simultan sprechen (z.B. zwei Sprecher-Hörer Paare unterhalten sich über Kreuz an einem Tisch), muss ein Hörer seine Aufmerksamkeit auf genau einen Sprecher richten, während er versucht, das Signal des anderen Sprechers als Störschall zu ignorieren. Obwohl Hörer solche Situationen in der Praxis gewöhnlich sehr gut bewältigen können, sind diese Prozesse theoretisch nur in ihren Ansätzen verstanden. Das vorliegende Projekt untersucht den Einfluss des Sprachrhythmus auf die Fähigkeit von Hörern, simultane Sprecher zu trennen. Sprachrhythmus ist schon eingehend in der Phonetik studiert worden, jedoch fast ausschliesslich auf deskriptiver Ebene zur Sprachenklassifizierung. In Pilotexperimenten zur Wahrnehmung simultaner Sprecher haben wir jedoch festgestellt, dass Störungen der rhythmischen Struktur bewirken, dass sich Hörer unterschiedlich gut auf einen von zwei simultanen Sprechern konzentrieren können. Wir vermuten daher, dass Sprachrhythmus wichtige Funktionen in der alltäglichen sprechsprachlichen Kommunikation erfüllt, die bislang noch unbekannt sind. In dem hier beantragten Projekt wollen wir auf den Ergebnissen unserer Pilotforschung aufbauen und testen, ob alleine eine rhythmische Variation zwischen zwei Sprechern dazu beiträgt, diese besser trennen zu können oder ob eine für den Hörer vertraute rhythmische Struktur die Fokussierung auf einen Sprecher begünstigt (oder beides). Methodisch werden wir das Sprachsignal eines Sprechers mit akustischen Manipulationsmethoden so verändern, dass dieser Sprecher in unterschiedlichen Rhythmen spricht (z.B. natives und fremdsprachlich akzentuiertes Deutsch oder rhythmisch unterschiedliches Schweizerdeutsch). So kreieren wir Sprecher, die sich ausschliesslich in ihren rhythmischen Charakteristika unterscheiden. In Wahrnehmungstests werden sich Hörer, die mit den Rhythmen unterschiedlich gut vertraut sind (z.B. native und fremdsprachliche Hörer), auf einen der unterschiedlich rhythmischen Sprecher konzentrieren müssen. Unsere Erkenntnisse werden nicht nur die Gebiete der Phonetik/Wahrnehmungspsychologie weiterbringen, sondern auch zur Entwicklung wichtiger Sprachtechnologien beitragen, mittels derer ein Sprachsignal aus einem anderen gefiltert werden kann (z.B. in der forensischen Phonetik).

Publikationen:

Cushing, I.R., and Dellwo, V. (2010) The role of speech rhythm in attending to one of two simultaneous speakers. In: Electronic Proceedings of Speech Prosody, Chicago/USA (http://speechprosody2010.illinois.edu/papers/100039.pdf)

Funding source(s) / Unterstützt durch

Universität Zürich (position pursuing an academic career), Forschungskredit der Universität Zürich